„dâ her wol hundert lange mîle“: Raum-zeitliche Topographie in der ‚Kudrun‘.

Autores

  • Andrea Grafetstätter

Resumo

Fazit Die Schilderung der Transgression von Raum und die dafür benötigte Zeit nimmt in mittelhochdeutschen Texten eine prominente Position ein. Gerade in Dichtungen, die das Brautwerbungsschema realisieren, wird die Überbrückung der Entfernung zur Braut narrativ als gefahrvolles und ermüdendes Unterfangen ausgestaltet; je entlegener die familia der Braut herrscht, desto größer ist die Herausforderung der Werbung, wie z.B. Texte der Heldenepik zeigen. Hier sind Heldentaten ohnehin häufig an die Überbrückung von prekären Distanzen gekoppelt; im ‚Nibelungenlied‘ etwa ist die Reise der Burgunden zur Etzelburg von Hindernissen in Form feindlicher Natur oder Menschen geprägt, und in der ‚Kudrun‘ muss Hagen, nachdem er von einem Greifen entführt wurde, mühsam und unter Gefahren diese Distanz in umgekehrter Richtung zurück in seine Heimat bewältigen. Qualifikationsmerkmal des Helden ist demnach das souveräne Beherrschen von Entfernungen, so dass sich jeder Held einmal im Leben durch die Überwindung von Distanz bewähren muss. Unter Umständen kann er diese Aufgabe auch an Stellvertreter wie Boten delegieren. Die Transgression von Raum ist auffälligerweise an zwei Faktoren gekoppelt: an die benötigte Zeit und die erforderliche arebeit (Mühsal, Beschwernis) zur Distanzüberbrückung. Ohnehin scheint arebeit zentral für das ‚Nibelungenlied‘ zu sein, wie bereits die so genannte ‚Programmstrophe‘ suggeriert. An ausgewählten Textstellen soll der Zusammenhang von Raumtransgression und arebeit exemplifiziert werden. Schlüsselwörter: arebeit, Raum, Zeit Abstract The description of space transgression and its required time take a prominent position in Middle High German texts. Especially in poetry which realizes the courtship pattern, the bridging of the distance to the bride is narratively constructed as a perilous and tedious task. The farthest the familia of the bride dominates, the greater is the challenge of courting, such as texts of the heroic epic show. Here, the heroic acts are coupled often to the precarious bridging of distances: in the ‘Nibelungenlied’, the journey of the Burgundy to Etzel castle is marked by obstacles in form of hostile nature or humans. In the ‘Kudrun’, Hagen who is kidnapped by a griffin has to manage arduously and under dangers the distance in the return trip to his homeland. Therefore, the qualifying characteristic of the hero is the sovereign mastery of distances, so that every hero has to prove himself once in his life in overcoming distances. In some circumstances, he may delegate this task to representatives such as messengers. The transgression of space is conspicuously linked to two factors: the time required and the necessary arebeit (toil, hardship) to bridging of distances. Anyway, arebeit seems to be central to the ‘Nibelungenlied’, as the so-called “Programmstrophe” suggests. The connection of space transgression and arebeit should be exemplified in select passages. Keywords: arebeit, Space, Time

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Publicado

2012-07-22

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Artigos/Articles